Vom Dorfleben zum sozialen Ortszentrum

Ein Forschungsprojekt mit Studierenden aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften

Viele Regionen in Deutschland haben in den letzten Jahren mit dem Problem zu kämpfen, dass immer mehr - insbesondere junge - Menschen in die größeren Städte ziehen. Vor allem in ländlichen Gebieten in ohnehin strukturschwachen Regionen entstehen durch diesen Wegzug und den demographischen Wandel zahlreiche Schwierigkeiten. Geschäfte und Einrichtungen der sozialen Infrastruktur schließen oder wandern ebenfalls in größere Städte ab. Dieser Verlust an Nahversorgung bedeutet für die verbleibende Bevölkerung oft einen Verlust an Lebensqualität.

Für eine Ortschaft wie Brachwitz nahe Halle mit rund 1.000 Einwohnern wird es durch diese Entwicklung immer schwieriger, Angebote an örtlichen Treffpunkten und Aktivitäten aufrechtzuerhalten und die Grundversorgung insbesondere älterer Menschen sicherzustellen.

Im Rahmen des LEADER-geförderten Projekts NAcHBaR - Nahver­sorgungsstudie Brachwitz – Entwicklung eines Konzeptes zur Ver­besserung der Nahversorgung und sozialen Infrastruktur in Brach­witz - wurde im Auftrag des Brachwitzer Alpen e.V. von Studierenden der Hochschule Harz unter Anleitung von Prof. Dr. Georg Felser und Prof. Dr. Patrick Hehn vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften sowie Vereinschef Jan Richter untersucht, welche ganz konkreten Angebote sich die Brachwitzer perspektivisch in ihrem Ort wün­schen und wie diese ausgestaltet sein sollten. Über diese Machbar­keitsstudie hinaus entstanden eine Sammlung zahlreicher Projekt­ideen, lokale Netzwerke zu deren Umsetzung sowie ein Leitfaden für die weitere partizipative Ortsentwicklung in den kommenden Jahren.


Zwei Projektphasen mit Studierenden

Die Hochschule Harz und der Verein Brachwitzer Alpen e.V. haben sich als Partner gefunden. „Da wir erst einmal wissen wollten, welche Bedarfe bestehen, haben wir uns für eine Machbarkeitsstudie entschieden“, erklärt Jan Richter.

In der ersten Phase der Machbarkeitsstudie ermittelten Studierende des Bachelor-Studiengangs Wirtschaftspsychologie unter Anleitung von Prof. Dr. Felser in einer breit angelegten Befragung, in welchen Aspekten die Brachwitzer Einwohner die derzeit wichtigsten Probleme vor Ort sehen und welche konkreten Bedarfe sie haben. Hierzu nutzten die Studierenden einen breiten Mix verschiedener Methoden, um die konkreten Zukunftswünsche und Bedürfnisse der Brachwitzer und deren Vorstellungen hinsichtlich der Ausgestaltung eines möglichen Dorfgemeinschaftshauses zu ergründen.

Im Rahmen der zweiten Projektphase vertieften Studierende des Master-Studiengangs Konsumentenpsychologie und Marktforschung unter der Anleitung von Prof. Dr. Patrick Hehn die Ergebnisse der Bedarfsana­lyse in drei Workshops, um unter Berücksichtigung der Bürgerinteressen eine Strategie für die weitere Ortsentwicklung zu erarbeiten.

Wie geht es weiter?

NAcHBaR endete mit einer Vielzahl von konkreten, aus der Mit­te der Bürgerschaft heraus erarbeiteten Ideen zur weiteren Ortsentwicklung. Eine abschließende Einwohnerversammlung diente als Kick-off für den Start in ein neues Kapitel der Ortsentwicklung und lud bislang unbeteiligte Einwohner zur Teilhabe an den geplanten Vorhaben ein. Wesentliche Probleme des Bürgerengagements bestanden bei der Übernahme von Verantwortung und in der Projektorganisation. Diese konnten behoben werden, indem Bürger mit vorhandener Erfahrung mit der Veranstaltungsorganisation andere Bürger bei ihren eigenen Vorhaben unterstützten und so Erfolgserlebnisse schaffen, die zur Planung weiterer Veranstaltungen motivieren. „Aktuell sind schon vier Arbeitsgruppen unterwegs und gestalten Veranstaltungen, Lesungen, einen Adventsmarkt und auch die Spielplatzgruppe ist sehr aktiv. Im September 2022 startete dann auch die Gruppe zur Ausgestaltung der Domäne“, erzählt der Vereinsvorsitzende Jan Richter stolz.

 


An der Umsetzung dieses Vorhabens waren die Studierenden Me­lina Lökes, Florian Seidel, Johanna Zobel, Anna Feist, Valentin We­wer, Alexa König, Annalena Hohnke, Katharina Moser, Elisa Träger, Wieka Jankowski und Anna Dietmann beteiligt.

 

Interesse für ein Studium geweckt?

Die Bewerbung für das Sommersemester ist für den Masterstudiengang Konsumentenpsychologie und Marktforschung bis zum 15. Januar 2023 möglich und für den Bachelorstudiengang Wirtschaftspsychologie für das Wintersemester bis zum 15. Juli 2023.

Weitere Informationen und Online-Bewerbungsformular finden Sie hier!

20.12.2022
Autor/Autorin: Cindy Eheleben
Fotograf/Fotografin: © Hochschule Harz
Bildrechte: © Hochschule Harz

Themen:

Teilen: